19. Führung: Der gesprengte Kreis.

Monika Öchsner, Kunsthistorikerin M.A.

Ebenso wie Max Beckmann wurden auch seine Meisterschüler und Meisterschülerinnen an der Städelschule von den Nazis als entartet diffamiert, an den Rand gedrängt und verfolgt. Ihre Werke gingen während des Krieges verloren oder wurden weitgehend zerstört. Nach dem Krieg waren sie nicht mehr jung, es gab kein Werk wiederzuentdecken und der Kunstmarkt schätzte in Zeiten des Kalten Krieges ihre dem Gegenstand verpflichtete Kunst wenig. Sie sind Künstler der verlorenen Generation.

Wahrscheinlich wären sie längst anerkannt und einige sogar berühmt, die acht Künstlerinnen und Künstler, die am Ende der 20er Jahre in der Frankfurter Städelschule die Meisterklasse von Max Beckmann besuchten: Inge Dinand, Theo Garve, Georg Heck, Walter Hergenhahn, Leo Maillet, Friedrich Wilhelm Meyer, Marie-Louise von Motesiczky, Karl Tratt. Wie ihr berühmter Lehrer wurden sie 1933, gerade, als sie erste Erfolge vorweisen konnten, von den nationalsozialistischen Machthabern als entartet diffamiert, zum künstlerischen Schweigen oder zum Exil gezwungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Zuge des Kalten Krieges, wurden sie zum zweiten Mal an den Rand gedrängt, diesmal vom ästhetischen Zeitgeist und dem damit verbundenen Kunstmarkt. Vor 1933 hatten sie keine Zeit gehabt, sich einen Namen zu machen, nun waren sie nicht mehr jung und malten zudem gegenständlich. Damit passten sie nicht in das kunstpolitische Konzept der 50er und 60er Jahre. Die einstigen Meisterschüler und -schülerinnen sind weitgehend vergessen – eine verlorene Generation.
Der Maler und Grafiker Max Beckmann (1884 – 1950) zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Kreis seiner Schülerinnen und Schüler hingegen ist nahezu unbekannt. Obwohl Beckmann mehrere Jahre – von 1925 bis 1933 – an der Städelschule in Frankfurt am Main eine Meisterklasse unterrichtete, gibt es keine „Beckmann-Schule“. 1933 wurde Beckmann von den Nationalsozialisten aus dem Lehramt entlassen – der Kreis seiner Schülerinnen und Schüler löste sich auf, bevor sich aus der Klasse eine maßgeblich durch Beckmann geprägte „Schule“ entwickeln konnte.
Die Ausstellung beleuchtet die künstlerische Entwicklung von Theo Garve, Georg Heck, Walter Hergenhahn, Inge Hergenhahn-Dinand, Leo Maillet, Friedrich Wilhelm Meyer und Karl Tratt. Die Ausstellung geht der Frage nach, inwieweit ihre künstlerische Entwicklung eingeschränkt und ihre Bekanntheit durch die Zeitumstände behindert wurde.

16,- Mitglieder (23,- Nichtmitglieder), zzgl. Eintritt
Sa., 08. Februar 2025
15.00 - 16.30
Stadtmuseum Hofheim, Burgstr. 11, 65719 Hofheim am Taunus
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